Gedanken eines Hampelmanns
Oder weshalb ich das Degen-Bargespräch trotzdem publiziert habe
Wir trafen die Zwillinge David und Philipp Degen zum Bargespräch. Es verlief locker, inhaltlich sagten sie nichts Besonderes. Dennoch erlaubte David Degen die Veröffentlichung nicht. Weil ihm das Ergebnis nicht gefiel. Journalisten sind allerdings nicht für das Image ihrer prominenten Gesprächspartner verantwortlich. Sonst könnte man die Pressefreiheit gleich an den Meistbietenden verkaufen.
Von Christian Nill
Nachdem ich das Bargespräch mit den Degen-Zwillingen veröffentlicht hatte (und zwar zum im Vorfeld definierten Termin auf den 1. August hin), dauerte es zwei Tage bis die Protestlawine auf mich einprasselte. Mein Handy klingelte fast ununterbrochen. Ich konnte allerdings nicht ran, da ich in einer Sitzung war. Dann riefen ein Spielerberater (nett) und ein Geschäftspartner der Degens (ebenfalls nett) an. Später führte ich ein halbstündiges Telefongespräch mit David Degen. Schliesslich erhielt ich ein Mail vom Anwalt der Degens mit ultimativer Aufforderung, das Gespräch sofort vom Netz zu nehmen. Rüdes Foul von zwei Fussballprofis an der Pressefreiheit.
Weiterlesen…Gender-Sprech bis ich erbrech
Sprach-Nonsens zum Abwinken
«Wenn die Sprache nicht stimmt, dann ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist. So kommen keine guten Werke zustande.» Das sagte vor ein paar tausend Jahren Konfuzius. Und er hat noch immer recht. Trotz Political Correctness und Gender-Sprech-Diktat.
Von Christian Nill
Täuscht der Eindruck, oder wird die Sprache mehr und mehr zu einer Art postmodernem Jekami? Ganz nach dem Motto anything goes… Anders gesagt: Findet nun auch Emanzipation (Gender-Sprech!) und Demokratisierung der Sprache statt, nachdem auch das Wissen (dank Wikipedia) und die Macht (dank Social Media) demokratisiert wurden? Darf nun einfach jeder (und jede, pardon) schreiben wie er (bzw. sie) will? Die Rede ist hier von der Form, nicht vom Inhalt. Denn es gilt die freie Meinungsäusserung, ein jeder sage, was im beliebt. Das muss auch noch im Zeitalter der Political Correctness gelten.
Aber betrifft das auch die Form? Anders gesagt: Haben heute Kategorien wie Gender (Gender-Sprech!) und Political correctness nicht zu viel Macht? Die Sprache gehört allen. Aber wir müssen ihr auch gemeinsam Sorge tragen. Das gilt insbesondere auch im Bereich Unternehmenskommunikation und Content-Marketing. Hier ist es besonders wichtig, Form und Inhalt zur perfekten Übereinstimmung zu bringen. Das geht nur, wenn die Sprache intelligent gebraucht wird.
Die gekreuzigte Jungfrau
Wenn eine grosse Boulevard-Zeitung* schreibt «Künstler kreuzigt die Jungfrau» (gemeint ist der Berg, dessen Spitze ein Künstler mit einem Schweizer Kreuz aus buntem Licht versehen hat), dann mag das vielleicht originell sein, weil reisserisch. Es ist aber auch schlicht doof, weil kreuzfalsch. Die Kreuzigung war eine Todesstrafe bei den alten Römern. Wir kennen diese Todesfolter aus der Geschichte von Jesus im Neuen Testament. Was die Boulevard-Zeitung meint, ist eher ein «bekreuzigen». Aber das klingt halt nicht so aggressiv-brutal, wie wenn eine sinnbildlich Jungfrau ans Kreuz geschlagen wird.
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Ein abgekĂĽrzter Drink an der Bar mit Bligg
Big Bligg hat die Nase vorn.
Was der Musiker Bligg in der Schweiz geschafft hat, gelang zuvor noch keinem: Mit seinem Album «0816» holte er vier Mal und mit dem Nachfolger «Bart aber Herzlich» bis anhin drei Mal Platin. Jetzt ist mit «Brass aber Herzlich» eine Platinedition erschienen – Bliggs teuerstes Album überhaupt. Marco Bliggensdorfer, wie Bligg richtig heisst, ist dennoch auf dem Boden geblieben – und interessiert sich heute für Dinge wie Immobilien oder seine eigene Firma. Ein Gespräch mit einem sympathischen Zeitgenossen über Rock’n’Roll – und Gott.
Von Christian Nill (Text) und Mischa Scherrer (Fotos).
Bligg sitzt mit seinem Promotion-Manager von Universal Music auf dem Sofa in der Bar und hantiert an seinem Handy rum. Es ist später Nachmittag und Bligg hat einen eigentlichen Medienmarathon hinter sich. Das erste, was er zu Journalist und Fotograf bei der Begrüssung sagt, ist, dass er ziemlich müde sei und man nachsichtig sein müsse. Im Gespräch entpuppt er sich dann allerdings als sehr wach und gut gelaunt.
Christian Nill: Weshalb treffen wir uns gerade hier?
Bligg: Warum wir in diesem Lokal sind? Das müsstest Du meinen Promotion-Manager Fabian Frauenfelder fragen. Er hat die Promo-Tour zusammengestellt. Ich habe mich allerdings auch gefragt, wie man bei einem Künstler, der ein Album mit Namen «0816» hat, einen Termin abmachen in einer Bar, die «0815» heisst! (lacht)
Nill: Na wenn schon Promo, dann die volle Ladung.
Bligg: Nein, es ist natĂĽrlich aus speditiven GrĂĽnden sehr praktisch gelegen. Nebenan ist direkt Radio Energy und wir konnten hier alles gut zusammenpacken.