Heute bin ich mir wieder einmal kurz für blöd verkauft vorgekommen. Und das ist schlecht, wenn jemand versucht, Social-Media-Marketing zu betreiben oder originelles Storytelling für sein Content-Marketing einsetzt. Auf Instagram habe ich folgenden gesponserten Post von Goodnews-Productions entdeckt:
Fällt Ihnen etwas auf? Falls nicht: Ich meine den Storytelling-Einstieg: «Du meinst, niemand strotzt vor mehr Energie als die rosa Duracell Häschen?» Diese Einleitung ist ziemlich missglückt. Forciert lustig. Ungeschickt anbiedernd. Kurzum: Ein eher abschreckendes Beispiel, wie Content-Marketing nicht funktionieren sollte.
(Und ich spreche jetzt nicht vom fehlenden Bindestrich zwischen Duracell und Häschen.) Mein erster Gedanke dazu: Nein, ich meine wirklich nicht, dass es nichts Energiestrotzenderes geben könnte als eine Batterie. Oder meinen Sie das? (Falls ja, wie alt sind Sie?) Ich meine, hallo?, der Goodnews-Post richtet sich an Foo-Fighters-Liebhaber und Konzertliebhaberinnen. Und der textenden Person fällt nichts Besseres ein als ein latent infantiler Vergleich mit einem Werbehäschen?? Oops. Kein gutes Storytelling. Zumal gut gemachtes Content-Marketing seine Anspruchsgruppen genau kennt – und sie demzufolge nicht unter ihrem Wert verkaufen sollte.
Ich behaupte jetzt einfach mal: Die Zielgruppe, die Goodnews mit dem Foo-Fighters-Konzert ansprechen will, ist mehrheitlich intelligent sowie einigermassen erwachsen. Somit dürfte sie eine ähnlich enge Beziehung zu Duracell-Häschen haben, wie der Osterhase zu den Foo Fighters. Anders gesagt: Niemand meint das! Ausser vermutlich die Person, die diesen Story-Einstieg zu verantworten hat (demzufolge dürfte diese Person auch die einzige sein, die versteht, weshalb das Wort «Frontman» zwar in der englischen Schreibweise verwendet wird, allerdings gross geschrieben!? Somit bleibt völlig unklar, ob es cool wirken soll oder schlicht ein Schreibfehler ist).
→ Kurzum: Wer seine Zielgruppe unterschätzt, wird von ihr meistens nicht besonders geschätzt.
Mit anderen Worten: Die eigene Zielgruppe zu unterschätzen, ist ein Anfängerfehler im Content-Marketing. Und im Social-Media-Marketing. Und überhaupt in der Kommunikation. Denn es wirkt sich unvorteilhaft auf die Reputation des Unternehmens aus. Obschon man Goodnews zugute halten kann, dass es bei obigem Post natürlich völlig egal ist, wie das Storytelling beginnt. Schliesslich sind Tickets für ein Foo-Fighters-Konzert ein Selbstläufer. Entsprechend hätte die textende Person auch eine Bastelanleitung für ein Ostereierkörbchen auf Sanskrit ins Smartphone eintippen können…
Aber: Kritisieren ist einfach, besser machen ist besser. Denn Content-Marketing ist eigentlich gar nicht so schwierig. Daher hier ein Vorschlag von 1000, wie eine Storytellerin bzw. ein Storyteller die Tatsache, dass die fantastischen Foo Fighters einen Gig geben in der Schweiz und dass dafür Tickets erhältlich sind, auch hätte verpacken können. Und zwar ohne forciert witzig oder penetrant anbiedernd sein zu wollen. Mein Vorschlag zur Güte:
Oder wie sehen Sie das? Ist das gutes Social-Media-Marketing? Passend zu Instagram? Zielgruppen-gerechtes Content-Marketing? Oder teilen Sie meine Meinung? Lassen Sie es mich wissen, ich bin neugierig. ♣
Text: Christian Nill © Storyline.ch 2018
PS: Falls Sie lieber ein Ticket wollen als zu kommentieren, hier, bitte schön, der Link zu Goodnews:
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